Erlahans


Lebensgeschichte von Erlahans    

Euer AA- Freund Hans aus Erl/Tirol

In tiefer Dankbarkeit schreibe ich meine Lebensgeschichte, dankbar für die Einsicht meiner Krankheit Alkoholismus, dankbar für den Schritt der totalen Kapitulation, dankbar für die langen Jahre trockenen Lebens, dankbar für Freunde der AA. Dankbar dass ich eine Entscheidung für das Leben treffen durfte.

Mit dem Aufschreiben meiner Lebensgeschichte will ich mich an die Vergangenheit erinnern und will den Lesern Hoffnung machen, dass Genesung möglich ist. Notwendig für meine Genesung waren meine AA Freunde, der regelmäßige Besuch der Meetings und die intensive Arbeit mit dem 12 Schritte Programm.

Ein Alkoholiker der geglaubt hat er sei ein Angehöriger!

Mein Name ist HANS ich bin ein Alkoholiker.

Ähnlich wie in den meisten Lebensgeschichten verlief auch meine Trinkerlaufbahn. Ich begann mit 10 Jahren mit dem Trinken, unbewusst schon als Kind. Ich bekam als Baby Most auf den Schnuller und schlief brav wie jedes andere Kind auch. Ich wurde damals ruhig gestellt, was mir später nicht mehr so gefiel. Meine “Er-Ziehung“ ist ein eigenes Kapitel, übrigens Erziehen nahmen meine Eltern sehr wörtlich: An den Haaren und den Ohren. Ich trank damals aus Angst, Angeberei, Langeweile und vor allem aus Selbstmitleid, um meine Lügen glauben zu können. In meiner Lügenwelt bin ich sehr viel gewesen. Seemann und vor allem überall der Beste. Ich war dazumal von meinen “überragenden“ Fähigkeiten sehr stark überzeugt. Meine Lehrzeit gab auch guten Grund zum Trinken. Mein Vater gab meinem Chef eine schriftliche Vollmacht mich zu Schlagen oder zu erziehen wie er es für richtig hielte. Ich tat von dem was von mir verlangt wurde aber nur das Gegenteil. Später wurde ich stärker und fing an, mich mit roher Gewalt zu wehren, Schmerzen war ich ja von zu Hause gewohnt. Angst und Schmerz konnte ich bei richtigen Schlägereien überhaupt nicht gebrauchen, oft schlug ich auf einen Gegner ein der gar keiner war (es war der Vater den ich sah). Da stand ich plötzlich vor den Richter. Aber wie es sich gehörte mit einem Schwips. Die Polizei musste mich vorführen, denn von selber wäre ich nicht erschienen. ICH wer war ich denn! Sie haben mich alle gekannt vielleicht auch gefürchtet, denn ich war zu dieser Zeit Unberechenbar, alles was griffbereit war verwendete ich zum Zuschlagen. Super es brachte mir drei Monate Haft ein. In der Anstalt kam ich mit meinem Trinken ein Stück weiter. Ich war, obwohl mir das Ausmaß der Strafe wenn ich erwischt würde bekannt war, nicht zu feige den Alkohol aus dem Keller der Beamten zu stehlen, denn ich brauchte ihn. Am Tag meiner Entlassung ging ich wie am Schnürchen gezogen in das nächste Gasthaus und gönnte mir einen Bomben rausch, denn ich armes Schwein war ja nur wegen Raufhandel mit schwerer Körperverletzung eingesperrt. Das glaubte ich auch selbst, so ein Selbstbetrug. Zu dieser Zeit wechselte ich auch viele Arbeitsstellen.

Jetzt kam eigentlich das Furchtbare: Ich wurde immer einsamer, machte die besten Freundschaften kaputt. Aber dann fand ich meine beste Arbeit, ich wurde Bier Führer. Gott sei Dank hatte ich keinen Führerschein ich war also der Beifahrer und konnte somit saufen was ich wollte. Dann kamen noch einige Alkohol-Exzesse, die ich selber nicht mehr steuern konnte. Langsam glaubte ich, ich würde vom Saufen “Wahnsinnig“ werden, ich sah keinen Ausweg mehr. Ich sperrte mich mit einer Kiste Bier, etliche Doppler Wein und einen Liter Schnaps in meinem Kellerraum ein und versuchte mich zu Tode zu trinken, was mir nicht gelang, denn alles was ich oben hineinlehrte kam auch nach kurzer Zeit wieder zurück. Ich kann mich nicht mehr so genau erinnern, aber ich hoffte damals aus meinem Delirium nicht mehr aufzuwachen. Meiner Frau ging es zu diesem Zeitpunkt ähnlich und sie hatte ebenfalls starke Selbstmordgedanken. In ihrer Verzweiflung ging sie zum Pfarrer unserer Gemeinde, der sofort das Telefonbuch in die Hand nahm und die Adresse der Anonymen Alkoholiker (AA) heraussuchte. Er nahm sofort den Telefonhörer in die Hand und rief bei AA an. Dort erfuhr er, dass es in einer Nachbargemeinde ein wöchentliches Meeting gab und er bot uns an uns gleich mit dem Auto zum nächsten Meeting hinzufahren. Wir konnten nicht mehr aus. Heute kann ich nur sagen war es das Beste was mir passieren konnte. Wir fuhren zu unserem ersten Meeting ich als der Angehörige und die Frau als Alkoholikerin, denn ich dachte damals nicht daran, Alkoholiker zu sein. Ich fuhr also mit meiner Frau mit zu diesem Meeting und als ich mich vor Beginn verabschieden wollte, um beim nahe liegenden Wirten ein paar Biere zu kippen kam ein AA-Freund zu mir und sagte:“ Also wenn ich dich so anschaue, dann kannst du auch gleich sitzen bleiben.“ Mir verschlug es damals fast die Sprache und beim ersten Meeting durfte ich dann erfahren was mit mir los war. Dank AA-Freunde bekam ich noch einmal die Chance neu zu beginnen. Für mich begann eine trockene aber harte Zeit. Ich musste erst wieder lernen anderen Menschen zu vertrauen. Die größte Erfahrung war für mich der 5. Schritt. Wir gaben Gott, uns selbst und einen anderen Menschen gegenüber unverhüllt unsere Fehler zu. Eines habe ich auch bemerkt: Wenn ich aktiv werde in AA geht es mir gut. Mein Zustand jetzt im Heute: Ich bin froh, dass ich was getan habe nämlich:

Ich habe gelernt das erste Glas stehen zu lassen und an mir selber zu arbeiten.

Heute ist wieder Meeting im eigenen Dorf, vor einiger Zeit unvorstellbar ich darf das Wort verteilen, ich bin Gruppensprecher. Ich bin wohl noch voller Fehler, aber auf dem Weg zur Besserung. Dankbar dass ich mich getraut habe einen ehrlichen Beitrag wie ich ihn Heute sehe zu schreiben. Vor nicht zu langer Zeit war ich ganz tief unten, tiefer ging’s nicht. Heute weiß ich, wenn ich weiter in AA bleibe und nicht mehr trinke, kann es nur besser werden. Ich möchte irgendwann einmal das weitergeben was ich in AA bekommen habe: FREIHEIT! Ich hoffe, daß meine Lebensgeschichte hier für andere, die es noch vor sich haben eine kleine Hilfe ist und sie wieder ins normale Leben zurück finden. Denn auch ohne Alkohol ist das Leben voller über Überraschungen. Vielleicht regen Euch diese Gedanken zum Nachdenken und zum schreiben an. Ich wünsch Euch noch viele trockene Stunden. Danke auch meine AA – Freunde die mich auf meinen Weg begleitet haben, ich habe wieder gelernt ein Mensch zu sein.

Euer AA- Freund Hans aus Erl

Da Erlahans

Originaltext aus der Monatszeitschrift der AA und AL-Anon Österreich Mai 1987

Z M F   Zueinander Miteinander Füreinander

 

Was da mal war, und dann auch, was ich mir noch wünsche.

Aber da ich jetzt hier einige Zeit habe einfach nur mit mir allein, nehme ich die Gelegenheit nun doch wahr und freue mich darüber, welche Richtung mein Leben seit meinem Abschied vom Alkohol vor etwas über 35 Jahren eingeschlagen hat.
Als ich noch trank, fühlte ich mich in meinem Leben gefangen. Sah keinen Ausweg. Fühlte mich schuldig, dass ich so fühlte, trank, weil ich so fühlte, und fühlte mich schuldig, weil ich trank, und trank, weil ich mich schuldig fühlte, und mehr und mehr höhlte ich innerlich aus und wurde leer. Ich war nur noch bröckelnde, einstürzende Fassade und dahinter ein Gemisch aus alkoholgetränkten Gefühlen, Scham, Angst, wütende Verzweiflung, verzweifelte Wut, Gleichgültigkeit, von denen ich wohl glaubte, dass sie mich ausmachten, aber das war nur mein alkoholisches Ich, das die Leere in mir eingenommen hatte und sich für mich ausgab.
Als ich aufhörte zu trinken, trocknete mein alkoholisches Ich langsam aus. Und machte Platz für anderes. Auch erstmal für die Leere, die es hinterließ, während es schrumpfte. In die Leere konnte - und ich dann hineinwachsen. Und kann mir eine neue Außenhaut aufbauen; manche Steine der alten Fassade taugen noch, andere nicht. Mein Haus - mein Ich ist jetzt ein anderes als vorher. Und mein alkoholisches Ich ist jetzt und für immer in mir wie eine kleine Rosine, und als solcher Teil von mir. Ich kann gut damit leben. Dass es in mir ist, für immer, bedeutet, dass ich immer achtsam sein darf. Und das bedeutet für mich auch, dass ich mein Leben selbst gestalte.

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