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Gedanken von Hans 

Das nachdenken und schreiben hilft mir auf dem Weg der Genesung

Auf dieser Seite schreibe Ich meine Gedanken zu verschiedenen Themen oder Situationen und gebe Erfahrungen weiter,mögen sie dem Einen oder Anderen helfen, oder einfach nur zum Nachdenken anregen.  Mein erstes Meeting am Karfreitag 1985 Ich denke auch daran, welche Chance und Gnade mir durch meine Trockenheit zuteil wurde. Ich möchte diese Form von Ostern gerne an viele Freunde weiter geben. Ostern ist in meinen Augen also auch ein Fest der AA und meiner Trockenheit und diese Erkenntnis lässt mich vieles in einem milderen und gnädigeren Licht sehen. Eben typisch mein Ostern und das bedeuten für mich auch Freude und ein seit Jahren ein Trockenes Leben.

Was da mal war, und dann auch, was ich mir noch wünsche.

Aber da ich jetzt hier einige Zeit habe einfach nur mit mir allein, nehme ich die Gelegenheit nun doch wahr und freue mich darüber, welche Richtung mein Leben seit meinem Abschied vom Alkohol vor einigen 24 Stunden eingeschlagen hat.
Als ich noch trank, fühlte ich mich in meinem Leben gefangen. Sah keinen Ausweg. Fühlte mich schuldig, dass ich so fühlte, trank, weil ich so fühlte, und fühlte mich schuldig, weil ich trank, und trank, weil ich mich schuldig fühlte, und mehr und mehr höhlte ich innerlich aus und wurde leer. Ich war nur noch bröckelnde, einstürzende Fassade und dahinter ein Gemisch aus alkoholgetränkten Gefühlen, Scham, Angst, verzweifelte Wut, Gleichgültigkeit, von denen ich wohl glaubte, dass sie mich ausmachten, aber das war nur mein alkoholisches denken, dass die Leere in mir eingenommen hatte.
Als ich aufhörte zu trinken, trocknete mein alkoholisches denken langsam aus. Und machte Platz für anderes. Auch erstmal für die Leere, die es hinterließ. In die Leere konnte ich dann hineinwachsen. Und kann mir eine neue Außenhaut aufbauen; manche Steine der alten Fassade taugen noch, andere nicht. Mein Haus ist jetzt ein anderes als vorher. Und das bedeutet für mich auch, dass ich mein Leben selbst gestalte.

Alkoholiker-Alkoholkrank...das schlimme Wort??
bin ich schon Alkoholiker, bin ich alkoholkrank?

Diese Frage muss ja jeder für sich beantworten...darum geht es mir eigentlich hier nicht. Was mich besonders erstaunt, ist die Angst, zu sagen: Ich bin Alkoholiker! Aber trocken ich habe meine Krankheit zum Stillstand gebracht, solange ich keinen Alkohol trinke.

Und zwar deswegen, weil Alkolismus eine Krankheit ist, die jeden treffen kann. Man darf sich nicht dafür schämen! Und man muss anderen klarmachen, dass es sich um eine chronische Erkrankung handelt. Ich habe noch nie gehört, dass ein Diabetiker oder ein Rheumakranker seine Krankheit zu verheimlichen versucht. Alkoholiker sollten das auch nicht tun. Niemand soll damit hausieren gehen, wenn er es nicht will, Diabetiker sagen ja auch nicht zu Beginn eines Gesprächs: Ich bin der Hans und Diabetiker! Aber wenn man in die Situation kommt, wo man es besser sagen sollte, sollte man das dann auch tun. Das ist meine Meinung, denn ich glaube, nur so kann man auf lange Sicht eine Änderung in der Gesellschaft bezüglich des Alkoholismus bewirken.

Der gerade Weg - mein gerader Weg.

Am Anfang dieses Weges stand erst einmal die Trennung. Ohne Loslösung von meinem Alkohol, alten Mustern und Menschen, die mir nicht guttaten, konnte nichts Neues entstehen. Natürlich taten sich für mich zuerst unendliche Löcher auf. Aber nicht das Loslassen tat weh - das krampfhafte Festhalten schmerzte. Das Wissen, wenn ich an meinem Alkohol und alten Leben festhalte, es mich früher oder später zerstören wird. Als ich dies Begriff, konnte ich loslassen und das Ergebnis war: ich fiel nicht. Denn mit der unbändigen Kraft, mit der ich mich an meinem Alkohol festhalten konnte, mit genau dieser Kraft konnte ich die ersten Schritte für meinen geraden Weg finden. Anfangs noch sehr holprig, aber mit der Zeit fand ich immer mehr Selbstvertrauen.

Das spannende daran - ich wachse, ich lerne, mache Fehler und Rückschritte. Aber alles mit klarem Geist.

Eine wichtige Erfahrung für mich war die Kapitulation. Ich stand vor einer Riesen Mauer und es gab mal kein Hintertürchen oder Umweg - ich war in meiner Sackgasse angekommen. Je mehr ich konsumierte, desto mehr rannte ich mit dem Kopf vor diese Mauer. Immer wieder und wieder, bis ich nicht mehr konnte und merkte, dass die Mauer keinen Kratzer hatte, ich aber bereits viele Verletzungen davongetragen hatte. Das war der Tag, an dem ich trocken werden konnte.

Lieber Wanderer zieh deine eigenen Schuhe an meine sind zu verschließen.

Vom Trinker zum Menschen ist es eine weite und lange Reise. Und diese Wanderschaft ist stets von Hindernissen begleitet, plötzliche Unwetter gibt es genauso wie lange Trockenperioden. Im Kopf spielen sich schwere Konflikte ab. Denn das Nüchtern werden ist ein Prozess mit all seinen Höhen und Tiefen. Zuletzt jedoch steht als Preis aller Mühen ein Bewusstsein da, mit dem sich neue Lebensqualitäten erobern lassen. Durch das Phänomen einer demütigen Gelassenheit wird es möglich, wieder ein Dasein als Mensch zu führen: ein Mensch mit Rechten und Pflichten, mit Verantwortung und vielen Möglichkeiten. Eine wichtige Passage der Wanderung war die Querung des Gebirges Charaktermängel. Wie auch immer ich es nehmen wollte sie waren da auf Schritt und tritt sie brachten mich zum schwitzen und hörten nicht auf mir immer wieder Situationen zu schaffen. Hunderte Meetings zahlreiche Texte und viel Kritik waren nötig bis ich endlich die Stimme der Vernunft vernehmen konnte. Langsam nur kam ich den steilen Weg hoch. Der Gipfel ist zwar nur mit ausreichender Ausdauer erreichbar aber der Blick ins Tal, wo ich meine Wanderschaft begann- und wohin ich nicht mehr zurück möchte. Ich denke gerne an jenen Augenblick zurück, als ich das erste Mal den Schritt in ein Meeting wagte es war als konnte ich jetzt wieder atmen. Es waren auch einige Flüsse und Bäche zu queren. Versuchungen, Wunschträume, Heimlichkeiten, Irrtümer. Aber im kühlen Nass der Wirklichkeit lernte ich die Ausdauer zu schätzen und schwor mir, in Hinkunft auch auf Kraft und Kondition zu achten.

 Die Botschaft an die noch Leidenden bringen

Als ich zu AA kam, unsicher, mutlos, hilflos und verzweifelt, da hatte ich nur einen Gedanken, nur einen Wunsch.ICH WOLLTE LEBEN denn halb Tod war ich bereits. Ich konnte nicht mehr schreiben, nicht mehr denken und reden ging schon gar nicht. Was konnte ich überhaupt noch? Nichts, absolut Nichts.Ich habe fast andächtig jedes Wort der sogenannten Alten wie eine Verheißung erlebt. Ich habe ihnen jedes Wort, jedes Detail ohne Abstriche bedingungslos geglaubt. Es waren die Lebensgeschichten eines jeden einzelnen, ihre so verschiedenen Wege in ihr neues trockenes Leben.
Es waren nicht die professionell erklärten 12 Schritte oder auch unsere Traditionen die mir dabei geholfen haben,
zuzugeben, ja es zu können. Ich bin dem Alkohol gegenüber machtlos und kann mein Leben nicht mehr meistern.

Es war die Botschaft aller Freundinnen & Freunde

Die kleinen und kleinsten Erfolge der Freundinnen & Freunde und oft auch ihre Niederlagen, ihre Enttäuschungen darüber es mal wieder nicht geschafft zu haben und dann doch wieder aufzustehen, waren für mich Erfahrung, Kraft und Hoffnung zum anfassen, immer greifbar präsent. Sie machten einfach nur Mut. Das erste Glas stehen lassen, Nur für Heute, trocken werden, trocken bleiben, lebensfähig werden, mein Leben wieder meistern können. Alles geballte Erfahrung, Kraft und Hoffnung. Es war die Botschaft, die mir Mut machte, die mir Hoffnung gab, die mich immer wieder neu, von Meeting zu Meeting fähig machte, meine Hoffnungslosigkeit, meine Traurigkeit in Hoffnung, Mut ja auch De-Mut umzuwandeln. Heute kann ich all diese positiven Lebensgeschichten fast auswendig wiederholen, so oft habe ich sie immer und immer wieder gehört und sie faszinieren mich immer noch. Doch noch etwas ist mir in den Jahren wichtig geworden, unsere Neuen, unsere noch ganz am Anfang stehenden Freundinnen und Freunde. Sie sind für mich mehr und mehr wichtig geworden. Ihre ersten Gehversuche, ihr kämpfen, ihr krampfen, ihr immer wieder aufstehen, alles aber auch alles ist eingebettet in dem so wichtigen Satz.

DER AUFRICHTIGE WUNSCH MIT DEM TRINKEN AUFZUHÖREN

Gerade diese Freundinnen und Freunde, die noch so oft über gefüllte Gläser geredet haben, die es mal wieder nicht geschafft hatten, die noch kämpften und krampften, zeigten mir immer wieder gnadenlos deutlich wie ich selber mal angefangen habe.

HILFLOS MUTLOS VERZWEIFELT OHNE HOFFNUNG:

Sie sind mir heute fast noch wichtiger als die sogenannten Alten. Sie helfen mir dabei, dass ich nicht anfange zu fliegen, sie machen mich immer wieder Dankbar, ja De-Mutig.
Sie erinnern mich wieder daran, AA braucht mich nicht, aber ich brauche AA. Ich möchte an dieser Stelle allen noch am Anfang stehenden meinen Dank sagen, denn auch für sie kommt der Tag an dem sie nicht mehr kämpfen müssen und somit die Chance haben zu gewinnen. Es ist wohl die Gnade oder auch das Wunder der Gemeinschaft der Anonymen Alkoholiker, die wir alle, Jung und Alt jeden Tag immer wieder neu erleben dürfen.

Nun wünsche ich dir Mut deinen ersten Schritt zu wagen, schau dir einmal ein Meeting an.

ICH alleine bestimme den Weg und die Straße. (Rückfall)

Ich gehe die Straße entlang. Am Gehsteig ist ein tiefes Loch. Ich falle hinein. Ich bin verloren...bin hilflos. Es ist nicht meine Schuld, dort hinein gefallen zu sein. Ich brauche sehr lange, um den Weg nach draußen zu finden. Ich gehe die Straße entlang. Am Gehsteig ist ein tiefes Loch. Ich tue so, als ob ich es nicht bemerken würde. Ich falle wieder hinein. Ich kann nicht verstehen, warum ich schon wieder dort hineingefallen bin. Es ist meine Schuld. Es dauert immer noch sehr lange, um den Weg nach draußen zu finden. Ich gehe dieselbe Straße entlang. Am Gehsteig ist ein tiefes Loch. Ich bemerke es. Trotzdem falle ich hinein. Das Hineinfallen ist eine vertraute Gewohnheit. Meine Augen sind jetzt offen. Ich weiß wo ich mich befinde. Ich bin dafür verantwortlich und ich finde den Weg nach draußen sofort. Ich gehe dieselbe Straße entlang. Am Gehsteig ist ein tiefes Loch. Ich weiche aus und falle nicht mehr hinein. Ich wähle eine andere Straße. Habe ich mal vor Jahren gelesen und mir bewusst werden lassen ICH alleine bestimme den Weg und die Straße.

Alkoholfrei was es bringt:

Es war einmal ein frisch trockengelegter Alkoholiker, der weinte sehr, weil er nun nie wieder Schnaps, Wein oder Bier trinken durfte. Da sah er eines Tages in seiner lieben Flimmerkiste, dass es ein wunderbares Getränk gab: "Alkoholfreies Bier" genannt. "OH!" freute sich der frisch trockengelegte Alkoholiker, "das ist ja großartig, phantastisch! Da kann mir ja nix passieren! Das muss ich kosten!" Sprach und zog los in den nächsten Supermarkt. Und siehe da, das Angebot war überwältigend: Da gab es nicht nur eine Sorte diese Wunderwerkes, "alkoholfreies Bier" genannt, sondern mindestens zehn oder gar fünfzehn. "Ist ja alles schön bunt hier", staunte unser Alkoholiker und kaufte gleich von jeder Sorte eine Kiste. Doch ach: Das Zeug wirkte ja gar nicht! Er trank und trank, aber wohler und zufriedener fühlte er sich nicht - im Gegenteil. "So ein Betrug", dachte er verdrossen, "Sieht aus wie Bier, schmeckt wie Bier, aber anturnen tut es mich nicht die Bohne". Ob das Bier etwa seine Zauberkraft verloren hatte? Das musste er jetzt unbedingt herausfinden. Und wieder zog er los in den nächsten Supermarkt. Wieder kaufte er von jeder Sorte einen Kasten, bloß das "alkoholfreie" ließ er weg, denn das taugte ja nix, wie er gerade festgestellt hatte. Zu Hause probierte er alle Flaschen nacheinander und war bald ganz beruhigt, denn das Bier hatte seine Zauberkraft doch nicht verloren. Bald war er so beruhigt, dass er mitten zwischen die Flaschen kullerte und in einen tiefen, tiefen Schlaf fiel. Ob er wieder aufgewacht ist? Ja, das schon. Aber ich weiß nicht, ob das im Himmel war - oder in der Sucht Station des Krankenhauses. Er konnte es mir nicht mehr erzählen, denn er hatte irgendwo zwischen den kulernden Flaschen sein Gedächtnis verloren.

Erfahrung

Nach einer ganzen Reihe von erfolgreich trockenen Jahren möchte ich hier einige meiner Erfahrungen kundtun. Als ich den Entschluss fasste, trocken werden zu wollen, hatte ich meine Familie noch, meinen Beruf und einige gute Freunde (die aber nicht wirklich etwas von meiner Alkoholabhängigkeit wissen wollten.) Ich war noch nicht unter der Brücke. Dass ich Alkoholiker bin, war mir schon lange klar, aber ich mochte es mir (natürlich) nicht eingestehen. Ich habe jahrelang heimlich getrunken, mein Umfeld hat das auch mitbekommen, mich zur Rede gestellt...aber es nützte nichts. Ich musste weitertrinken, meldete mich immer häufiger krank war zur Arbeit auch nicht mehr fähig. Was für mich klar ist seit dieser grauenhafter Zeit: Ich brauche endlich keinen Alkohol mehr zu trinken; seit ich regelmäßig ins Meeting gehe, ich empfinde es als sehr vorteilhaft, immer nüchtern zu sein und fühle mich in diesem Zustand sehr wohl. Keinen Kater mehr, kein schlechtes Gewissen, immer ein klarer Kopf, auch meine körperliche Befindlichkeit wurde immer besser, kurzum mein Leben entwickelte sich wieder nach vorn. Ich bin mir auch im Klaren darüber, das es die sichere Trockenheit nicht gibt; ich habe ja mein programmiertes Sucht Gedächtnis; es lässt sich nicht auslöschen. Ich bin wachsam und passe auf mich auf. Meine Kollegen und Freunde wissen, dass ich Alkoholiker bin, ich mache daraus kein Geheimnis. Lustig ist so manche Reaktion: Was Du? Alkoholiker? Niemals!! Als ob's auf der Stirn geschrieben sein muss. Mit das schönste ist die Achtung vor mir selbst, auch Stolz, niemals aber Überheblichkeit, so nach dem Motto, ich bin übern Berg ich könnte doch mal, mir kann nichts mehr passieren. Alkoholiker bin ich bis zum Ende meiner Tage, aber bis dahin dauert es noch ein bisschen...

Das „trockene Leben“ eines Alkoholikers.

Es liest sich „radikal“, und ist auch so beabsichtigt. Ein „nasser“ wie auch „trockener“ Alkoholiker braucht hinsichtlich seines Problems klare Aussagen. Eine Verniedlichung seines Problems bringt überhaupt nichts. Alkoholismus ist eine tödliche Krankheit, aber auch die Harmloseste die es gibt wenn sie zum Stillstand gebracht wurde. Jeder Alkoholiker hat einen Fruchtbaren Boden, wenn er nichts trinkt kann auch nichts passieren. Das trockene Programm ist ein Lebensprogramm. Ein Alkoholiker kann nur kapitulieren, keinen Waffenstillstand schließen, daher auch nie wieder Alkohol trinken. Egal in welcher Form auch immer. Weiterhin gehört unbedingt dazu, er muss sich einer AA-Gruppe anschließen und dort regelmäßig Meetings zu besuchen. Anschließen bedeutet nicht dort Mitglied zu werden, sondern die Gruppenangebote nutzen, und das für den Rest seines Lebens. Wie oft er Gruppen besucht, entscheidet er selbst. Die meisten trockenen Alkoholiker gehen einmal in der Woche in ihre Gruppe. Dadurch werden sie immer wieder an ihr Alkoholproblem erinnert. Mit anderen Worten, sie lösen den Gutschein für ihre Lebensversicherung ein. Die meisten Rückfälle, egal wie lange einer trocken lebt, ob 1 Tag oder Hundert Jahre, geschehen dadurch, dass nicht mehr die Gruppen aufgesucht werden. Das Alkoholproblem rückt in weite Ferne, und die schlimmen nassen Zeiten werden immer mehr in den Hintergrund gedrängt. Ja, und dann ist der Rückfall da. Es ist bei dieser Krankheit so, n i e wieder Alkohol. Ein Alkoholiker kann nie wieder „gepflegt“ trinken.  Zusätzlich kann ein Alkoholiker in den Gruppen auch Lebenshilfe für alle Fälle erfahren.
Umsetzen muss er sie jedoch selber. Er lernt wieder Eigenverantwortung für sich zu übernehmen und bekommt auch eine andere Sichtweise für das Leben überhaupt.
Mehrere Anläufe zum Trocken werden sind nicht ungewöhnlich, sind fast normal.  Wer hinfällt soll aufstehen und nicht liegen bleiben! Nur, wie oft will er hinfallen? Irgendwann, wenn er leben möchte, sollte es das Letzte Mal gewesen sein. Die Körperlichen und Geistigen Schäden werden sonst immer größer(Siehe Harald Juhnke). Alkoholismus ist eine teuflische, schleichende Krankheit, sie kann nicht geheilt werden, sie kann nur zum Stillstand gebracht werden. Alkoholiker werde ich bleiben ich hoffe trocken und auch schön langsam NÜCHTERN. Aber das ist eine andere Geschichte.

Einen Neuen Mut machen.

Obwohl ich schon so lange zu den AA-Meetings gehe, konnte ich gerade heute einem „Neuen“ Mut machen, mit Hilfe von AA seine Sucht zu bekämpfen. Jeder geht dabei ja seinen eigenen persönlichen Weg und doch gibt es Leitsätze bei AA, an denen sich eine Orientierung lohnt. Ich selbst habe offensichtlich einen eisernen Willen zum Durchhalten entwickelt, aber für viele ist anfänglich die Reduzierung des eigenen Vorsatzes darauf, auf den Alkohol nur für den heutigen Tag, also für 24 Stunden, zu verzichten, hilfreich. Anstatt dem Alkohol für alle Zeiten abzuschwören oder sich Sorgen zu machen, ob man morgen auch noch trocken bleiben kann, konzentrieren sich Alkoholiker bei AA darauf, jetzt und heute nicht zu trinken. Es heißt: „Lass in den nächsten 24 Stunden das erste Glas stehen“, was dann ja automatisch bedeutet, dass es auch kein zweites oder drittes gibt! Man hatte mir auch empfohlen, regelmäßig und möglichst einmal in der Woche in ein AA-Meeting zu gehen, um mit anderen trockenen Alkoholikern in Verbindung zu bleiben und so immer im Zeitfenster von 24 Stunden zu denken. Mir persönlich reicht ein wöchentlicher Besuch, aber ich denke, bei extremen Alkohol- und Entzugsproblemen ist der zweimalige Besuch äußerst sinnvoll. Für mich war es anfänglich nicht vorstellbar, für den Rest meines Lebens auf Alkohol zu verzichten, jetzt ist dieser Gedanke gar nicht mehr so abwegig.

Von Mauern und Masken in meinen Leben

Ich bin jetzt fast 58 Jahre alt. Die ersten Jahre in meinem Leben habe ich wohl keine Maske getragen da war ich zu klein um mir eine Maske aufzusetzen. Da ich nicht das Glück einer behüteten und liebevollen Kindheit hatte. Das ganze fing in der Schule erst an – so ungefähr mit dem 12. Lebensjahr, als ich die Schule schwänzte, Hausaufgaben verschwieg und sagte, ich ginge spielen, wenn ich in Wirklichkeit wieder mal „Arrest“ hatte in der Schule, weil ich irgendwelche Hausaufgaben nicht hatte. Keinem Bescheid gesagt, immer gestrahlt, allen unbequemen Fragen ausgewichen. Irgendwann brach das ganze Gebilde, das ich aufgebaut hatte, die Mauern, die ich gebaut hatte und nur mit einer strahlenden Maske verließ, zusammen. Das war mein erster „Bau versuch“ und mein erster „Maskenball“. Anstatt zu begreifen, dass solche Sachen wieder zusammenbrechen, habe ich wohl daraus gelernt, dass ich meine Mauern stabiler bauen muss und meine Maske ab und zu mal wechseln muss, weil kein Mensch immer gleich ist. Im Laufe der Jahrzehnte habe ich dann einen recht stabilen Bunker um mich rum gebaut – für draußen hatte ich keine Maske mehr, das war schon eine Vollverkleidung. Und wie das so ist – je stabiler ein Gebäude, desto schwerer wird es, es einzureißen. Mein Gebäude ist vor vielen Jahren endgültig zusammengebrochen – mit meinen ganzen sorgfältig errungenen Masken drin. Sie wurden mir mit Gewalt abgenommen. Das, was dahinter war, hat mich furchtbar erschrocken. Ich war ja ganz anders. Nicht schlechter, nur anders. Warum hatte ich eigentlich nicht den Mut, ich selbst zu sein? DARÜBER war ich erschrocken, nicht über das Bild, das ich sah! Warum hatte ich diesen Menschen immer verstecken wollen? Mochte ich ihn selbst nicht? Langsam aber sicher habe ich mich an mich selbst ohne Maske gewöhnt. Und das Resultat gefällt mir heute. Der Schock war heilsam. Ich will keine Mauern mehr bauen. Ab und zu erwische ich mich, wie ich eine Maske wieder aufsetze und anfange, Mörtel anzurühren. Ziemlich schnell kommt dann aber die Erinnerung an den Schmerz, den ich hatte, als mir das letzte Mal etwas zusammen brach und mir die Maske weg genommen wurde. Das war viel schlimmer, als wenn ich keine vorher aufgesetzt hätte. Nur – ich bin ab und zu so, dass ich lieber im Moment keinen Schmerz haben will und hoffe, es wird schon nicht so schlimm werden, wenn ich eine Zeitlang verstecke und nichts tue. Ein frommer Selbstbetrug, zumindest im täglichen Leben. Heute habe ich versucht meine Masken in den Keller zu tragen, da in einen alten Kasten zu sperren und diesen Keller immer weniger aufzusuchen um eine verstaubte Maske hervorzuholen. Lange Jahre habe ich an mir selber gearbeitet um immer weniger Masken zu gebrauchen, ganz ohne geht nicht immer aber immer öfter.

Dienst – wozu? Wofür? Für wen?
Oder: Wie erkläre ich es meinem Freunde?

Dienst. Das AA-Wald- und Wiesenthema. Deshalb mache ich es diesmal ganz, ganz kurz. Ich möchte nur einen Gedanken teilen, der mich manchmal betroffen und oft sehr ratlos macht. Wie erkläre ich es meinem Freunden?

Wozu der Dienst?
Jo, damit des AA-Werkl weida rennt.“ (Damit die AA weiter besteht.)

Wofür der Dienst?
Na dafür, um die AA-Botschaft zu noch Leidenden zu bringen.

Und für wen?
Jetzt wird’s schon interessant. Für den, der den Dienst macht, auf jeden Fall. Ich habe ja bei jedem Dienst sehr viel fürs Leben gelernt.
Und dann ist der Dienst vor allem für den noch Leidenden. Aber dass das alles für uns ist und dafür, dass wir die Botschaft zu noch Leidenden bringen, leuchtet manchmal gerade noch ein. Bei manchen Anfragen ist für mich als „normalen“ Alkoholiker nicht mehr nachvollziehbar, was das mit dem noch leidenden Alkoholiker noch zu tun hat. Ich darf z. B. in meinem Bereich für die Öffentlichkeitsarbeit dienen und habe oft im Gespräch mit AA-Freunde die Möglichkeit, rüber zu bringen, was ich tue, und warum das notwendig ist, die AA-Botschaft weiter zu geben.
Ja, ja, ich weiß, der Dienst ist ja für den noch Leidenden und den Dienenden. Ich kann mir vorstellen, wenn ich nicht ständig gleichzeitig auch viel an der Basis auch diene, kann das ganze Bemühen fallweise jeden Bezug zum noch Leidenden verlieren – und genau das ist doch eigentlich unser Hauptzweck. Manchmal kann das Ganze einseitig wirken und den Eindruck vermitteln, der Dienst sei nur noch für die Dienenden. Ich stehe dann fallweise ein bisschen ratlos da, und frage mich bei so mancher Anfrage oder Entscheidung: „Wie erkläre ich es meine Freunde?“

Alkohol
ist ein hervorragendes
Lösungsmittel.

Er löst
Familien, Ehen,
Freundschaften,
Arbeitsverhältnisse,
Bankkonten,
Leber- und Galle Zellen auf.

Er löst nur keine Probleme !

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