Die Gruppe

 

Die Gruppe der Anonymen Alkoholiker

 Genesung  Einigkeit  Dienst  

UMSONST HABEN WIR EMPFANGEN; UMSONST WOLLEN WIR ES WEITERGEBEN.

 

                                                                                                                                               

Im April 2022 hatte die AA-Gruppe Stadl Paura ihr Fünfzehnjähriges Bestehen.

15. Jahre: AA-GRUPPE Stadl Paura wie schnell die Zeit vergeht.

Anonyme Alkoholiker Gruppe Stadl Paura seit 2007 Die Anonymen Alkoholiker (AA) sind eine Selbsthilfegruppe die seit über 15. Jahren im Pfarrheim beheimatet ist. Hier teilen Menschen, die ein gemeinsames Problem haben, nämlich die Krankheit Alkoholismus, ihre Erfahrung, Kraft und Hoffnung. Jeweils Sonntag (18.00- 20.00 Uhr) besteht die Möglichkeit ein Meeting zu besuchen. Es nehmen etwa gleich viele Frauen und Männer teil, von denen einige seit der Gründung dabei sind. Viele, die regelmäßig kommen, berichten wie sich ihr Leben geändert hat, seit sie erkannt haben, dass der einzige Beitrag den sie leisten müssen, ist, das erste Glas Alkohol stehen zu lassen. Voraussetzung dazu ist allerdings der eigene Wunsch, mit dem Trinken aufzuhören. Die Anonymen Alkoholiker sind weder ein Verein, noch gehören sie einer Partei oder Konfession an. Dass so vielen Menschen geholfen wird, dauerhaft vom Alkohol loszukommen, basiert auf dem weltweiten erprobten Programm der 12 Schritte der Anonymen Alkoholiker. Durch die Möglichkeit sich zum jeweiligen Thema zu Wort zu melden, oder auch nur zuzuhören lernt man viel eher mit seiner eigenen Situation zu Recht zu kommen und seinen Leben neue Perspektiven abzugewinnen, als durch Ratschläge von anderen. Alle Anwesenden können darauf vertrauen, dass Ihre Wortmeldungen mit Verschwiegenheit und Diskretion behandelt werden. Hinfallen ist keine Schande, nur aufstehen muss man wieder!

 

Öffentlichkeitsarbeit:   Gibt es AA überhaupt noch, fragen sich viele?
AA braucht sich nicht zu verstecken, kann, darf, sollte natürlich im Rahmen der 12 Schritte und Traditionen seine Möglichkeiten nutzen, in der Öffentlichkeit präsent zu sein. Dann wird die Frage nicht mehr gestellt: Gibt es die AA-Gruppen noch? Vielleicht finden dann auch die Hilfesuchenden wieder zu den AA-Gruppen. Ich hoffe und wünsche mir, dass viele Anonyme Alkoholiker sich von unserer positiven Erfahrung anstecken lassen, sich wieder stärker in der Öffentlichkeitsarbeit zu präsentieren, damit das Genesungsprogramm der AA Andere, die noch leiden erreichen kann.

Bill wusste, dass er in Verantwortung steht.

Verantwortung ist ein interessantes Wort. Heißt es nicht in seinem ursprünglichen Sinn Antwort geben, auf das Gefragt werden zu antworten? Wir sind Angesprochene und wir dürfen antworten. Wer kann dieses Geschenk besser verstehen, als der, der tot war und wieder leben kann. Viele von Euch, Freunde, waren tot, abgeschrieben und ihr habt wieder Leben. Leben heißt, ständig angesprochen zu werden, Verantwortlich sein heißt, fähig zu sein oder wieder fähig zu sein, einen Dialog mit dem Leben aufzunehmen und auf das Leben zu antworten. Ich darf Antwort suchen und finden und das Leben stellt viele Fragen an mich: Woher komme ich, warum bin ich, wohin gehe ich, welchen Sinn hat mein Leben?

Die Gruppe – das Meeting – das Programm

Der Dienst des Gruppensprechers

Der Freund, die Freundin, die wir als Kandidaten für unseren Gruppensprecherdienst vorschlagen, sollte bestimmte Voraussetzungen erfüllen. So wird empfohlen, dass der Sprecher schon eine Zeit bei AA nüchtern ist und eine gewisse Veränderung seiner geistig-seelischen Grundhaltung durch unser spirituelles Programm der Genesung erreicht hat und mit diesem Programm, wie es auch das ‚Blaue Buch‘ beschreibt, vertraut ist. Dann kann er auch bei gelegentlichem ‚Wind von vorn‘ gelassen bleiben und doch eine gewisse Durchsetzungskraft in Bezug auf die Prinzipien unseres Programms an den Tag legen. Schließlich wollen wir ihn in diesen Dienst wählen und ihm damit unser Vertrauen zeigen. Es heißt zwar: „Unsere betrauten Diener herrschen nicht, sondern sind denen verantwortlich, denen sie dienen“ – aber gewisse Regeln einzuhalten und die Beschäftigung mit unserem Programm zu gewährleisten, ist nicht nur in unserer, sondern vor allem auch in seiner Verantwortung. Seine Aufgaben im Einzelnen:

Was sollte er?
– Das Meeting eröffnen und schließen
– Gegebenenfalls das Meeting leiten (oder für heute einen Freund darum bitten)
– Für einen reibungslosen Ablauf sorgen – Arbeitsmeeting der Region besuchen und der Gruppe darüber berichten
– Kontakt zum Vermieter pflegen

Was kann er?
– Neue auf der Rednerliste vorziehen
– Erstmeldungen vor Zweitmeldungen zulassen
– Bitten, die Sprechzeit zu beschränken
– Ein Meeting -Thema vorschlagen oder erfragen
– Verbindungen zu anderen Gruppen und Diensten, z.B. dem Arbeitskreis für Öffentlichkeitsarbeit, pflegen

Was sollte er möglichst nicht?
– Er sollte keine Wort Beiträge zulassen, die gegen unsere Traditionen verstoßen, beleidigend sind oder persönliche Angriffe enthalten sowie solche, die ganz ohne Bezug zu unserem Programm stehen
– Wort Beiträge der Freunde kommentieren
– Ungefragt Ratschläge geben
– Alles allein machen wollen
– Sich für unersetzlich halten
– Sich allein verantwortlich fühlen für das ‚Gelingen‘ des Meetings

Wer jetzt sagt: „Diese Aufgaben sind Zuviel für mich, das schaffe ich niemals!“, dem können drei recht einfache Wege vorgeschlagen werden, auf denen er Hilfe findet.

Der erste ist, sich einen Dienst-Sponsor zu suchen. Das Wort ‚Sponsor‘ kommt aus dem Amerikanischen und heißt so viel wie ‚Helfer, Betreuer, Unterstützer‘. Unser neuer Gruppensprecher könnte einen Diensterfahrenen AA-Freund bitten, ihm als Gefährte und Ratgeber, also als ‚Sponsor‘, zur Seite zu stehen. Vielleicht bittet er sogar ein Mitglied seiner alten Gruppe, diesen Dienst für ihn zu tun. Der wird das in der Regel nicht ablehnen, und so entsteht schon eine Verbindung dieser beiden Gruppen. Möglicherweise kommt der Sponsor einmal, um ein Meeting zu leiten, oder man besucht sich gegenseitig und sorgt so für frischen Wind bei unseren gemeinsamen Bemühungen um die eigene Nüchternheit und die neuer Freunde. Der nächste Weg ist, seine Gruppe zu bitten, einen stellvertretenden Gruppensprecher zu wählen. Der wäre zum Beispiel zur Stelle, wenn unser Sprecher aus einem wichtigen Grund nicht am Meeting teilnehmen kann. Es gibt viele Möglichkeiten, sich bei unvorhergesehenen Ereignissen gegenseitig zu entlasten. Schließlich, wenn die Gruppe schon ein wenig gewachsen ist, kann sie einen „gemeinsamen Dienstvertreter“, den ‚GDV‘, wählen. Dieser sollte etwa drei Jahre nüchtern, im AA-Programm und in unserer Literatur gut bewandert sein. Er arbeitet mit dem Gruppensprecher oder den Gruppensprechern zusammen. Er informiert und berät bei allem, was AA als Ganzes angeht und ist das Bindeglied zwischen unserer Gruppe und dem ‚Gruppengewissen von AA‘ im deutschsprachigen Raum, nämlich der „Gemeinsamen Dienstkonferenz “, der „GDK“. Wir stellen uns vor, ein AA-Freund sei Mitglied einer großen Firma. Er erklärt dem Sprecher der Verwaltung, was eine bestimmte Gruppe oder ein einzelnes Mitglied der Firma von einer bestimmten Angelegenheit hält. Der Sprecher hört ihn höflich an und bittet um Geduld, bis er die Sache der Konferenz vorgelegt hat, die dann entscheiden wird. Das ist kein Märchen, sondern beschreibt die Dienststruktur von AA. Der ‚Verwaltungssprecher‘ ist ebenso einer von uns wie der GDV. Er leitet die Anfragen und Anregungen aus der Gruppe an die jeweils nächste Dienstebene weiter und entlastet so unseren Gruppensprecher. Beide Freunde arbeiten vertrauensvoll zusammen; beim Meeting der Region übt der Gruppensprecher das Stimmrecht aus. Mit Hilfe dieser drei Wege kann unser neuer Gruppensprecher seine Dienstzeit – er ist gewählt für sechs Monate oder ein Jahr, so wie es die Gruppe vereinbart hat – dazu nutzen, seine Erfahrung, Kraft und Hoffnung mit den Freunden in seiner Gruppe und den ‚Neuen‘, die mit der Bitte um Hilfe vor der Tür stehen, zu teilen. Wahrscheinlich wird er nach Ablauf seiner Dienstzeit feststellen, wie gut ihm selbst dieser Dienst getan hat.

Die Anonymität

Die Anonymität des Alkoholikers in der Gruppe Obwohl Alkoholismus als Krankheit anerkannt ist, gilt der Alkoholiker in weiten Bereichen der Öffentlichkeit noch immer als charakterschwacher Mensch, der sein Elend selbst verschuldet hat. Ein Hilfsangebot anzunehmen ist deshalb für einen Betroffenen mit der Angst verbunden, in einer Datei als Alkoholiker registriert zu werden. Die Anonymen Alkoholiker aber geben dem Hilfesuchenden das Versprechen der Anonymität. Der nasse, verzweifelte Alkoholiker wird sich vielleicht an den Strohhalm der Anonymität klammern und eine Kontaktstelle anrufen oder ein Meeting aufsuchen. Zu einem späteren Zeitpunkt entscheidet dann jeder für sich, ob er Angehörigen, Freunden oder auch Arbeitskollegen von seiner Zugehörigkeit zu den AA erzählt. Die Anonymität der anderen Gruppenmitglieder muss aber immer gewahrt werden.

Bericht  aus der  Kirchenzeitung über die  AA -Gruppe Stadl Paura

Wissen Sie, dass es in Stadl - Paura seit über 15 Jahren  eine Gruppe der „ ANONYMEN ALKOHOLIKER" gibt? Wozu das  Ganz einfach, weil wir aus eigener Erfahrung wissen, wohin einen das Trinken bringt und wie man von diesem Schicksal wieder weitgehend los kommt. Und weil wir jedem gerne mit unserer Erfahrung und unserem Wissen helfen wollen, sein Leben wieder „gern zu haben". Was sind die AA Anonymen Alkoholiker ? AA ist die größte „Selbsthilfegruppe" der Welt. In Kirchdorf, Altmünster, Vöcklabruck, Wels, Linz, usw. gibt es Gruppen, aber auch in ganz Österreich in Deutschland, der Schweiz, Italien, ebenso in Polen der Ukraine etc. und natürlich in Asien und ganz Amerika. Warum sind wir jetzt auch in Stadl Paura? Wir wären auch gerne in Lambach, oder in Gunskirchen und auch in Laakirchen. Nur in Stadl Paura gab es persönliche Kontakte von einigen AA-lern zur Evange­lischen Pfarre und da war dann der Wunsch auch da, in Stadl Paura so eine Gruppe zu gründen. Wann und wo findet man diese Gruppe: Jeden Sonntag um 18.00 bis 20.00 Uhr ist im Pfarrhof der Evangelischen Pfarre ein AA- Meeting. Jeder, der Probleme mit dem Trinken hat, ist uns willkommen. Wir sind weder ein Teil einer kirchlichen Vereinigung, noch sind wir mit irgendeiner Partei oder anderweitigen Organisation verbunden. Bei uns gibt es auch keine amtliche Betreuung, auch keine therapeutischen Anweisungen, sowie direkte ärztliche Hilfestellung, jedoch haben wir mit vielen Ärzten und Krankenanstalten beste Verbindungen, die längst erkannt haben dass AA ein überaus brauchbarer Weg zur Genesung von den Folgen eines „alkohol­durchdrängten Lebens" ist und die erreichten Ergebnisse sprechen eine deutliche Sprache, denn die Rückfallquote der AA-ler ist auf der ganzen Welt die geringste, ge­genüber aller anderen Methoden.

Ich bin verantwortlich …
wenn irgendjemand irgendwo um Hilfe ruft,
möchte ich, dass die Hand der AA immer ausgestreckt ist,
denn: Ich bin verantwortlich!

 Aufsperren - Einkaufen - Kaffee kochen - Tisch decken - Abwaschen  Öffentlichkeitsarbeit - Literatur - Gruppensprecher  Nur wer mitmacht,  Regionalsprecher - Rechnungsprüfer - Schriftführer  erlebt AA wirklich.

 

Die 12 Versprechen der AA (Langform)

1. Wir werden eine neue Freiheit und ein neues Glück kennen lernen

Die erste der zwölf Verheißungen für ein nüchternes Leben liest sich noch ziemlich vage, aber gerade deshalb ist sie umfassend auf eine begeisternde Art und Weise. Eine neue Freiheit - das verspricht ja nicht nur die Befreiung von unserer Geißel Alkohol. Unser Denken wird frei, wir werden Klarheit gewinnen, wahr und unwahr unterscheiden können und unserem Urteil vertrauen dürfen, das sich weder von alkoholischen Phantasien noch von irrealen Wunschträumen beeinflussen lässt. Wir werden frei sein, Entschlüsse zu fassen und Vorhaben beginnen zu können und die Kraft gewinnen, sie auch durchzuführen Weitab von vielen bisherigen Zwängen erleben wir unsere Chance zur Selbstverwirklichung, und das bedeutet viel mehr, als dieses Modewort ahnen lässt: unser Leben nach unseren Möglichkeiten einzurichten, wenn nicht sogar nach unseren Wünschen; unsere Persönlichkeit in den Rahmen unserer Gesellschaft stellen und Verbindungen zu anderen zu knüpfen, wo auch immer sie uns wünschenswert erscheinen. Und das neue Glück? Als wir tranken, hatten wir uns eingemauert, lebten ohne Zuspruch und Trost und vor allem ohne die Liebe, die ja aus gegenseitiger Zuwendung und Hingabe erwächst. Jetzt sind wir auch dazu wieder fähig. Eine solche Wiedergeburt kann überwältigend sein...

2. Wir wollen die Vergangenheit weder beklagen noch die Tür hinter ihr zuschlagen

Man könnte es auch so formulieren: wir werden die Vergangenheit nicht beklagen müssen. Eines Tages nämlich haben wir auch die dunkle Seite unseres Lebens im Griff und sind mit dem fertig geworden, was uns heute noch manchmal einen Schauer den Rücken hinunter laufen lässt. Wir werden erfahren haben, wozu unser Leiden gut war und was es uns schließlich gebracht hat; rückschauend erkennen wir den Weg, den wir gehen mussten, um Klarheit über uns zu finden und eine zufriedene Nüchternheit zu erlangen. Damit haben wir dann eine bedrückende Last abgelegt und sind endlich frei geworden... frei, um mit Hilfe unseres Programms, mit Inventur und Wiedergutmachung immer wieder ein unbelastetes "HEUTE" zu erleben. Sicherlich wäre es von übel, die Tür hinter unserer Vergangenheit zuzuschlagen; was geschehen ist, können wir nicht vergessen und verdrängen, ohne Schaden daran zu nehmen. Wir müssen es aufarbeiten, und dazu bietet uns das Programm der Anonymen Alkoholiker alle benötigten Hilfen.

3. Wir werden verstehen, was das Wort " Gelassenheit " bedeutet

Was habe ich mich aufgeregt, als ich noch trank! Dem lieben Gott habe ich klipp und klar nachgewiesen, dass seine Schöpfung unvollkommen, ungekonnt und im Grunde unbrauchbar für das tägliche Leben darin ist. Ich nehme an, er hat sich das mit einem verständnisvollen Lächeln angehört, aber seine Antwort darauf noch ein paar Jahre zurückgestellt. Darüber war ich dann wiederum wütend und habe meinen Zorn im nächsten Glas und allen zwanghaft nachfolgenden ertränkt. Ähnlich ging es mit allen minder wichtigen Dingen, die mich auf die Palme brachten - angefangen bei den Ermahnungen meiner Umgebung, nicht so schrecklich zu saufen, bis zu Bürgerkriegen und Aufständen in fernen Weltgegenden. Meine ständige Aufregung wurde nur durch immer wiederkehrende Depressionen unterbrochen.
Noch ärger wurde es, als ich mit beginnender und fortschreitender Trockenheit überschauen konnte, was ich in meinen nassen und von alkoholischen Nebeln durchzogenen Jahren alles angestellt hatte, und was dabei aus mir geworden war. Ich schämte mich und verzweifelte schier, bis ich unsere Schritte begriff, die ja fast alle auf diesen Zustand eingehen und ihn zu bessern suchen. Und dann lernte ich unseren Gelassenheitsspruch kennen und konnte einsehen, dass es Dinge gibt, die ich nicht ändern kann, weil sie einen uns unbegreiflichen Platz im Weltgefüge haben, im Kleinen wie im Großen. Das zu begreifen war nicht leicht, aber noch schwerer wurde es mir, sie in die Wirklichkeit meines täglichen Lebens umzusetzen. Was war das nicht alles aufregend und zu aufbrausenden Reaktionen herausfordernd und doch nicht zu ändern!
Ich musste oft genug die Zähne zusammenbeißen und mich zurückhalten. Allmählich half es mir, in solchen Situationen ganz mechanisch den Gelassenheitsspruch aufzusagen, mit lauter, fester Stimme oder ohne die Lippen zu bewegen, nur im Kopf! So kam die Gelassenheit in mein Leben. Sie wurde zu einem Pfeiler meiner beginnenden Nüchternheit und hat mir vermutlich eine ganze Reihe von emotionalen wie alkoholischen Rückfällen erspart. Sollte ich irgendwann einmal zur Weisheit finden, dann ist es die Gelassenheit, die mich vollends prägt.

4. Wir werden erfahren, was Frieden ist

Lange, allzu lange haben wir im Unfrieden gelebt, mit uns selbst und mit anderen. Unsere Beziehungen zur Umwelt und zu den Mitmenschen waren alles andere als friedlich; ob unseres unmäßigen Trinkens fühlten wir uns verfolgt, herabgewürdigt, geschmäht ob in bewusst erlebter Konfrontation oder unterschwellig über Tage und Jahre hinweg. Ständig waren wir abwehrbereit, oder wir verkrochen uns irgendwo (und sei es in uns selbst). In klaren Augenblicken erkannten wir manchmal unseren
Hauptfeind, den Alkohol. Hin und wieder nahmen wir den Kampf mit ihm auf, aber jedes Mal mussten wir eine neue Niederlage einstecken. Unser Krieg war nicht zu gewinnen, der Frieden, den wir aus tiefer Herzensnot ersehnten, schien unerreichbar fern. Erst als wir kapitulierten, als wir dann nicht mehr trinken mussten, begannen wir zu ahnen, was wir damit alles gewinnen konnten. Nicht den gewohnten täglichen Kampf, sondern die Freiheit. Und die ist mit dem Frieden unlöslich verbunden. Allmählich brauchten wir immer weniger mit uns zu hadern und wurden mit uns selber einig. Wir fanden eine neue Lebensgrundlage, und von da aus konnten wir unsere Beziehungen zu anderen Menschen, zur Gesellschaft neu gestalten. Das friedliche Miteinander rückte an die Stelle der bisherigen Auseinandersetzungen - eine völlig neue Erfahrung, die uns glücklich machte.
Natürlich haben wir nicht den idyllischen Frieden aus den Märchenbüchern gewonnen, aber eine Grundlage des Lebens und Zusammenlebens, auf der wir weiter wachsen können. Und wir fühlen die Kraft, unseren neuen Frieden zu bewahren.

5. Wie tief wir auch gesunken waren - wir werden merken, dass andere aus unseren Erfahrungen Nutzen ziehen können.

Gegen Ende meiner Säuferkarriere war ich ganz sicher; dass kein Hund mehr ein Stück Brot von mir annehmen würde. Ich fühlte mich ganz unten, hilflos - und zugleich nach allen Seiten offen, von denen mir auch nur der kleinste Hoffnungsschimmer in die scheinbar ausweglose Düsternis meines Zustands dringen könnte. Der Boden (um es einmal positiv auszudrücken) war bereitet, in meinem besonderen Glücksfall für AA. Ich nahm begierig auf was ich bekommen konnte. Was mir ein besonderes Vertrauen zu den AA gab, war die offenkundige Tatsache, dass die alles kannten, was ich angestellt und durchlitten hatte. Sie hatten alles nur etwas früher als ich angestellt und durchlitten und wussten Bescheid; sie hatten auf alle meine Fragen die richtige Antwort. Nicht, dass ich mir das bewusst klargemacht hätte. Ich grapschte einfach danach, um es auf mich und für mich anzuwenden. Erst als ein früherer Kumpan in einer Situation, die ihm wirklich aussichtslos erscheinen musste, um Hilfe rief hielt ich in meinem Vorwärtsstürmen auf dem Weg in eine dauerhafte Trockenheit inne. Hatte ich das nicht ebenso erlebt? Ich versuchte, mich zu erinnern. Dann ging ich zu ihm und begann mit den simplen "ersten Maßnahmen am Unfallort", wie ich sie erlebt hatte und wie wir sie immer treffen, wenn jemand aus der Tiefe um Hilfe ruft. Ohne meine eigenen bösen Erfahrungen hätte ich keinen kleinsten Schritt zu können...

6. Das Gefühl der Nutzlosigkeit und des Selbstmitleids wird verschwinden.

Als wir tranken und mit Gott und der Welt haderten, standen wir ganz oben auf der Liste dessen, was ohne jeden Nutzen war. Was vermochten wir denn überhaupt noch? Was konnten wir für die Menschheit tun, was für unsere Familie, und was für uns selbst? Dreimal nichts. Wir hatten unsere Last damit, uns über die täglichen Runden zu bringen und am Ende jeder Runde die rettende Flasche gerade noch zu erreichen. Wenn wir das Endstadium des Alkoholikers noch nicht erreicht hatten, merkten wir hin und wieder, wie miserabel es uns ging, und dann taten wir uns sehr leid. Aber einen Ausweg sahen wir nicht. Für jemanden, der als Alkoholiker trinkt, gab es ja auch keinen. Als wir mit dem Trinken aufhörten, verschwand ganz langsam auch das Gefühl unserer Nutzlosigkeit. Wir konnten unsere Sache wieder selbst besorgen, mit dem ersten Aschenbecher, den wir nach dem Meeting leerten, begannen wir, von Nutzen für die Gemeinschaft zu werden, und das setzte sich in manch' anderer Hinsicht fort. Grund genug, das bisherige ausweglose Selbstmitleid durch einen gewissen Stolz zu ersetzen und gar so etwas wie ein Selbstbewusstsein zu entwickeln. Was ist das für ein großartiger Wandel hin zum Gefühl des eigenen Wertes!

7. Unsere Ichbezogenheit wird in den Hintergrund treten, das Interesse an unseren Mitmenschen wachsen.

Als ich noch trank, hat sich alles um mich gedreht - nicht nur im Stadium der Trunkenheit, sondern auch in den wenigen halbwegs klaren Momenten zwischen den Besäufnissen. Ich war wichtig, meine ständige Versorgung mit Schnaps war von immenser Bedeutung. Dann verwandte ich viel Kraft auf den Versuch, in der Familie wie in der Öffentlichkeit meine Alkoholsucht zu überspielen, zu verbergen. Ich war der Mittelpunkt, in jeglicher Beziehung. Lachten die Leute, so fürchtete ich, dass sie über mich lachten. Hörte ich jemanden schimpfen, zog ich den Kopf ein und schlich mich davon. Kam ein Gespräch auf Alkohol, fühlte ich mich direkt betroffen. Dann hörte ich bei den AA, dass es auch noch andere Alkoholiker gab. Sie hatten ihre Erfahrungen gemacht, die für mich gewinnbringend sein konnten. In dem Maß, wie ich ihnen zuhörte, lenkte ich meine Aufmerksamkeit von mir weg zu ihnen hin. Das Interesse an diesen Mitmenschen glomm auf, wurde immer größer und drängte meine Ichbezogenheit immer weiter in den Hintergrund. Durch diese Entwicklung wuchs ich langsam wieder in die Gesellschaft hinein, von der ich mich durch mein Trinken und seine Folgen isoliert hatte. Ich baute Beziehungen auf und knüpfte Verbindungen, wurde wieder ein Mitglied nicht nur unserer Gemeinschaft, sondern Nachbar, Freund, Bekannter von vielen und Vertrauter von wenigen, die mich um so mehr stützten. Jetzt hin ich wieder ein ganz normaler Mitmensch.

8. Unser Egoismus wird dahin schmelzen.

Was auf den ersten Blick aussieht wie eine Bekräftigung des 7. Versprechens, dass nämlich unsere Ichbezogenheit in den Hintergrund treten wird, ist mehr, denn gegenüber einem richtig entwickelten und ausgeprägten Egoismus ist die Ichbezogenheit nur ein verhältnismäßig harmloser Wesenszug, der allenfalls dem schadet, dem er zu eigen ist. Aber Egoismus - das sind Ellbogen, die sich durchsetzen wollen, ohne Rücksicht, das sind angriffslustig gesenkte Dickschädel, die nicht nach links oder nach rechts schauen, wenn es um das eigene Wohl geht, und das sind kalte Herzen ohne Mitleid. So wären wir als trinkende Alkoholiker nicht gewesen? Wer das meint, sollte sich einmal ehrlich erinnern, was er alles getan hat, wenn das Verlangen nach einem Schluck Alkohol in ihm brannte und übermächtig wurde: der bedenkenlose Griff nach einem fremden Glas, das zusammengekratzte letzte Geld, mit dem man besser dem Partner eine kleine Freude oder den Kindern die Butter auf dem Brot (wenn nicht sogar das Brot überhaupt) verschafft hätte, anstatt sich eine Flasche vom Billigsten zu besorgen! Das alles über Jahre hinweg war der Egoismus, der hier gemeint ist. Nun, da uns die Augen aufgegangen sind für die Bedürfnisse der anderen und für die Not nebenan, wird er dahin schmelzen. Das kann gar nicht anders sein, denn als trockene Alkoholiker wachsen wir wieder in die menschliche Gemeinschaft hinein, von der uns der Alkohol isoliert hatte. Wir lernen, uns nicht so wichtig zu nehmen, und wir erleben, wie unsere kalten Herzen wieder wärmer werden - für andere.

9. Unsere Einstellung zum Leben und unsere Erfahrungen werden sich ändern

Wenn ich morgens nach schlechter Nacht aufwachte, und mir war kotzbrechspeiübel und ich hungerte dem ersten Schluck entgegen, der meine Entzugserscheinungen soweit dämpfen würde, dass ich aufstehen und in den Tag hinein taumeln konnte, dann wusste ich schon, wie der Tag werden würde, nämlich mies. Und mein Leben war nur noch eine Kette solcher Tage, und mir hing das Dasein zum Hals heraus. Auch meine Kapitulation änderte da noch nicht viel, denn jeder Tag brachte die Fortsetzung des Entzugs und den Kampf um die Trockenheit. Manchmal fühlte ich mich wie jemand, dessen Todesurteil in ein "Lebenslänglich" umgewandelt worden war, was zwar eine merkliche Verbesserung der Lage bedeutete, aber keineswegs des Lebens ganzes Glück. Erst die Erfahrungen, die ich so allmählich unter dem Zeichen der Befreiung sammelte, konnten da eine Änderung herbeiführen. Je weniger meine Hände zitterten, um so höher konnte ich den Kopf tragen. In den Meetings kam ich mir reich beschenkt vor, und ich bekam die einfachen Antworten, nach denen mich verlangte. Für die Gruppe Kaffee kochen konnte zwar nicht der Sinn meines Lebens sein, aber doch ein Zipfelchen davon, ein Mosaikstein dazu -
denn vorher war ich eine völlig nutzlose Person gewesen, ohne Nutzen für mich selbst und für die Gemeinschaft. Ich lernte, dass man so ein neues Leben aufbauen kann: einen Stein auf den anderen setzen, und sich über jeden, der dazukommt, freuen. Was für eine Zukunft sah ich auf einmal vor mir, und Tag für Tag wurde sie wirklicher!

10. Angst vor Menschen und vor wirtschaftlicher Ungewissheit werden schwinden

Obwohl ich auch schon "einige vierundzwanzig Stunden" dieser unserer Gemeinschaft angehöre, scheine ich die Segnungen, die mir aus unserem Gedanken des "HEUTE" entspringen, zur Zeit erst richtig zu begreifen. Wenn ich es schaffe, mich auf das "Heute" zu beschränken, müssen meine Ängste, meine Angst zurücktreten; wenn ich anfange, mir z.B. ängstliche Gedanken um meine wirtschaftliche Zukunft zu machen, genügt oft eine Kurzinventur: "Was fehlt Dir denn heute, jetzt?! Du hast zu essen, ein Dach über dem Kopf hast heute Kleidung, Arbeit, Freunde, musst nicht trinken und kannst immer in ein Meeting gehen! Und alles andere liegt sowieso nicht in deiner Macht"
Und die "Angst vor den Menschen"? Mit zunehmendem Alter, biologisch und in unserer Gemeinschaft, bin ich immer mehr in der Lage bei jedem (oder jeder) die oder der früher eventuell fähig gewesen wäre, mir Angst oder Unsicherheitsgefühle zu vermitteln, etwas hinter die Kulissen oder die Maske zu schauen. Arrogantes oder einschüchterndes Verhalten anderer ist oft nur ein Zeichen von deren Dummheit oder ihren eigenen Unsicherheiten und Ängsten.
Und das Zugeben meiner Unsicherheiten wirkt oft Wunder; der Versuch dem anderen Freundlichkeit, Verständnis, ja Liebe entgegenzubringen entwaffnet und kann selbst eine angsteinflößende Persönlichkeit in einen Mitmenschen verwandeln!

11. Ohne lange nachzudenken, werden wir jetzt mit Situationen fertig, die uns früher umgeworfen haben.

Wir wachsen allmählich wieder in unsere freiheitliche Lebensroutine hinein. Wie war es denn, als wir noch trinken mussten? Die Sorge um den nächsten Tag war die Sorge um den dringend nötigen Vorrat an Alkohol oder um die Möglichkeit, das Geld dafür zu beschaffen. Die Sorge um uns selbst bestand darin, Belastungen jeglicher Art zu vermeiden, denen wir in unserem Zustand nicht gewachsen waren. Das reichte von der Abmahnung oder gar Kündigung im Betrieb bis zum schrägen Blick eines Bekannten, von dem wir uns getroffen fühlten. Wir waren nicht nur überempfindlich; wir hatten Angst vor allem, was in unseren verengten Lebenskreis eindringen konnte. Neue Aufgaben oder Anforderungen erschreckten uns,
Schicksalsschläge schmetterten uns nieder. In alledem suchten wir einen verlässlichen Halt - und fanden doch immer wieder nur die Flasche. Jetzt sind wir frei geworden. "Hauptsache, ich trinke nicht!" ist unsere Lebensregel Nummer eins, und wenn wir ihr folgen, verlieren alle Bedrohungen viel von ihrem Schrecken.
Unsere persönliche "Wende" hat uns sicher nicht ins Paradies versetzt - auch wenn es uns zuweilen so vorkommen mag - aber auf dem Weg in die Nüchternheit gewinnen wir täglich Vernunft und Verstand zurück, unser Urteilsvermögen wird klar, und wo wir uns noch überfordert oder unsicher fühlen, haben wir den guten Rat erfahrener Freundinnen und Freunde in der Gruppe, der uns stärkt und weiterhilft.

12. Uns wird bewusst, dass eine positive Kraft für uns das erledigt, wozu wir allein nicht in der Lage sind.

Wir haben wohl alle schon einmal erlebt, dass etwas einfach nicht zu schaffen war. Wir konnten uns anstrengen, mit zusammengebissenen Zähnen auf das erstrebte Ziel losarbeiten, alle Kraft aufbieten und noch ein paar Tricks und Kniffe dazu - es ging nicht. Irgendwann erreicht man dann den Punkt, wo man die Hände resignierend sinken und das Problem (die Arbeit, die Aufgabe, das Vorhaben) einst weilen siegen lässt. Anderes schaffen wir sozusagen im Handumdrehen, auch wenn es vorher schwierig erschien. Wenn man so etwas ein paar Mal erlebt hat, ist man geneigt, an das Walten irgendwelcher übernatürlicher Kräfte zu denken, weil sich auf den ersten Blick keine einfache Erklärung finden lässt. Der Einfluss des Mondes wird erwogen, weiße oder schwarze Magie und eine Unheil bringende Wasserader im Erdboden unter dem Schlafzimmer. Auf das Nächstliegende, nämlich uns selbst, kommen wir nicht. Die Verzagtheit, die manches misslingen lässt, und die positive Kraft, die Schwierigkeiten überwindet, ist in uns selbst. Selbstvertrauen ist eine Voraussetzung dafür, und die Überzeugung, auf dem rechten Weg zu sein. Getilgte Schuld, verlassene Irrwege kommen hinzu, aber am wichtigsten ist wohl das dankbare Vertrauen in eine höhere Macht.. lauter Dinge, die uns zur Nüchternheit führen, die das Ziel unseres AA-Programms ist. Das ist die positive Kraft, die uns oft unbewusst das erreichen lässt, was wir uns vornehmen. Immer öfter übrigens.

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